Wandstärkenanalyse erklärt| Glossar

Wandstärkenanalyse

Die Wandstärkenanalyse ist ein essenzieller Schritt in der Planung und Optimierung von Kunststoffbauteilen, insbesondere im Bereich der Spritzgusstechnik. Sie beschreibt die Untersuchung und Bewertung der Wandstärken eines Bauteils mit dem Ziel, dessen Herstellbarkeit, Qualität und Funktionalität zu gewährleisten. In der Spritzgießtechnik hat die Wandstärke eines Bauteils unmittelbaren Einfluss auf den Füllvorgang, die Abkühlzeit, das Verzugspotenzial sowie die mechanischen Eigenschaften des fertigen Produkts.

Warum ist die Wandstärkenanalyse so wichtig?

Die korrekte Wandstärke ist entscheidend, um ein Gleichgewicht zwischen Stabilität, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Zu dicke Wandbereiche führen zu unnötigem Materialeinsatz, längeren Zykluszeiten und erhöhter Schrumpfungsneigung. Zu dünne Wandbereiche hingegen können Probleme beim Füllen der Form oder eine mangelnde Stabilität des Bauteils zur Folge haben. Eine gleichmäßige Wandstärke reduziert zudem das Risiko von Einfallstellen, Lufteinschlüssen oder Verzug.

Anwendungsbereiche der Wandstärkenanalyse

Die Wandstärkenanalyse wird in unterschiedlichen Phasen der Produktentwicklung eingesetzt:

  • Designphase: Bereits bei der Konstruktion eines Bauteils hilft die Analyse, kritische Stellen mit ungleichmäßiger Wandstärke zu identifizieren.

  • Simulation & Moldflow: In der CAE-gestützten Analyse (z. B. Moldflow-Simulation) wird die Verteilung der Wandstärken zur Prognose von Füllverhalten, Druckverläufen und Kühlzyklen genutzt.

  • Qualitätssicherung: Nach der Produktion kann die tatsächliche Wandstärke durch CT-Scans, Ultraschall oder optische Messverfahren überprüft werden.

Methoden der Wandstärkenanalyse

Die Analyse erfolgt entweder softwaregestützt am CAD-Modell oder messtechnisch am realen Bauteil. Gängige Verfahren sind:

  • CAD-basierte Analyse: Die Wandstärken werden innerhalb der 3D-Konstruktionssoftware (z. B. Siemens NX, SolidWorks, CATIA) farblich dargestellt. Kritische Bereiche mit zu dicken oder zu dünnen Wänden lassen sich auf einen Blick erkennen.

  • Moldflow-Analyse: Hier wird die Wandstärke zusammen mit dem Fließverhalten des Kunststoffs simuliert. Ziel ist es, den idealen Füllprozess unter Berücksichtigung der Wandstärkenverteilung sicherzustellen.

  • Messtechnische Analyse: Nach der Produktion erfolgt die tatsächliche Vermessung, z. B. mit Koordinatenmessgeräten (KMG), Computertomographie (CT) oder Ultraschall. Diese Methoden prüfen, ob die Fertigungstoleranzen eingehalten wurden.

Optimale Wandstärken in der Spritzgusstechnik

Einheitliche und möglichst konstante Wandstärken sind aus mehreren Gründen vorteilhaft:

  • Bessere Fließfähigkeit: Gleichmäßige Wandstärken sorgen für gleichmäßige Druckverhältnisse im Werkzeug und verbessern die Formfüllung.

  • Kürzere Kühlzeiten: Dünnere Wandstärken kühlen schneller ab, was die Zykluszeit und somit die Produktionskosten senkt.

  • Reduzierter Verzug: Gleichmäßige Abkühlung verringert Verzugserscheinungen und Spannungen im Bauteil.

  • Verbesserte Produktqualität: Die Wahrscheinlichkeit von Oberflächenfehlern wie Einfallstellen oder Bindenähten sinkt.

Als Faustregel gilt: Wandstärken sollten so dünn wie möglich, aber so dick wie nötig sein. Für technische Bauteile im Spritzgussbereich bewegt sich die optimale Wandstärke typischerweise zwischen 1 mm und 4 mm – je nach Material und Anwendung.

Herausforderungen und typische Fehlerquellen

Bei der Wandstärkenanalyse können verschiedene Probleme auftreten:

  • Plötzliche Übergänge: Abrupte Änderungen in der Wandstärke führen zu Spannungen und Fließproblemen.

  • Massive Wandbereiche: Dicke Materialanhäufungen erhöhen die Zykluszeit und das Risiko von Einfallstellen.

  • Zu geringe Wandstärken: Dünnwandige Bereiche können unvollständig gefüllt werden oder beim Entformen brechen.

  • Unbeachtete Rippenstrukturen: Verstärkungsrippen müssen konstruktiv so gestaltet werden, dass keine unnötigen Wandstärkenerhöhungen entstehen.

Best Practices zur Wandstärkenoptimierung

  • Gestaltungsrichtlinien beachten: DIN EN ISO 20457 bietet allgemeine Empfehlungen zur Auslegung von Kunststoffbauteilen.

  • Rippen, Dome und Stege entkoppeln: Zusätzliche Strukturen sollten durch sanfte Übergänge und gleichmäßige Verteilungen in die Konstruktion eingebettet werden.

  • Abstimmung mit dem Werkzeugbau: Die Analyse sollte immer in enger Zusammenarbeit mit dem Werkzeugbauer erfolgen – z. B. im Hinblick auf Entformung, Schieber, Temperierung.

  • Iteratives Vorgehen: Die Kombination aus CAD-Analyse, Simulation und Testmessungen bringt die besten Ergebnisse.

Fazit

Die Wandstärkenanalyse ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Entwicklung und Herstellung von Kunststoffspritzgussteilen. Sie hilft, die Verarbeitbarkeit zu verbessern, die Bauteilqualität zu sichern und die Produktionskosten zu senken. Durch den gezielten Einsatz moderner CAD- und Simulationstools lassen sich potenzielle Fehlerquellen frühzeitig erkennen und beseitigen – bevor sie in der Produktion zu echten Problemen werden.

Ein durchdachtes Wandstärkendesign ist damit nicht nur eine Frage der Funktionalität, sondern auch ein Schlüssel zu mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Spritzgussprozess.

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